Gedenken an die Flutkatastrophe

Am ersten Jahrestag gedachten in der Kirche Herz Jesu in Euskirchen am Donnerstag, 14. Juli zahlreiche Mitglieder der Feuerwehren, der Hilfsorganisationen, der Polizei, der Bundeswehr und des THW gemeinsam mit den Hinterbliebenen den Opfern der verheerenden Flutkatastrophe. An dem ökumenischen Gottesdienst nahmen auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst sowie zahlreiche Minister aus der NRW-Landesregierung teil.

Mit Live-Schalten blickten in den Abendstunden die Nachrichtensender der Bundesrepublik auf die Kreisstadt, auf die die Wahl zur Ausrichtung dieser außergewöhnlichen Gedenkfeier nicht ohne Grund gefallen war. Denn von den 49 Toten aus Nordrhein-Westfalen, fünf weitere verstarben in anderen Landesteilen, verloren 26 im Kreis Euskirchen ihr Leben. Um Ihnen zu gedenken, wurde bereits am Nachmittag eine Gedenktafel an der Kreisverwaltung enthüllt.

Generalvikar Guido Assmann erinnerte in seinem Eröffnungsgebet daran, dass die Flut in jedem Ort ein anderes Gesicht hatte. Für viele, die selbst nicht betroffen waren, sei dies mitunter schwer vorstellbar. Andere Menschen hätten hingegen alles verloren. Betroffene schilderten anschließend eindrucksvoll, wie sie die bangen Stunden der Flut erlebt hatten. Dass sie ansehen mussten, wie das Werk von vielen Jahren harter Arbeit in kürzester Zeit vernichtet wurde und Erinnerungen davonschwammen. Und wie sie sich oftmals nur in letzter Sekunde in höhere gelegene Stockwerke retten konnten, den Ernst der Lage erst langsam begreifend.

Ein Glockenschlag für jedes Todesopfer

Ergreifend gestaltete sich im Anschluss die Erinnerung an die Opfer der Flut. Für jeden von ihnen hallte ein Glockenschlag durch die Kirche. 

Ministerpräsident Hendrik Wüst sagte in seiner Ansprache, die Katastrophe habe sich in das kollektive Gedächtnis des Landes eingebrannt. Zerstörungen seien vielerorts behoben worden doch die Wunden der Flut seien noch lange nicht verheilt. Man habe dramatische Stunden und Tage erlebt und sein Dank gelte den zahlreichen Helfern, die viel riskiert hätten, um anderen beizustehen. In Nordrhein-Westfalen hätten dies vier Feuerwehrangehörige mit dem Leben bezahlt. 

Beeindruckend sei die große Solidarität der Menschen gewesen. Wildfremde Menschen kamen und halfen, viele spendeten, so Wüst. Bundespräsident Steinmeier sprach von einem Tagt der Trauer und des Innehaltens. Für Viele kehre neben der Erinnerung aber auch die Angst und das Grauen zurück. Diejenigen, die Angehörige, Freunde oder Familienmitglieder verloren hätten, kämpften noch heute mit einem unerträglichen Schmerz. „Als Bundespräsident möchte ich Ihnen sagen: Sie sind nicht alleine“, so Steinmeier. Niemand könne den Betroffenen diesen Schmerz nehmen. Er sei sehr beeindruckt davon, dass sie nicht aufgegeben hätten. 

Anerkennung für die Leistung der Helfer und Freiwilligen

„Hier ist ihre Heimat, hier will ich bleiben“, hätten ihm die Menschen in den Flutgebieten immer wieder gesagt, so Steinmeier. Es sei schwer vorstellbar, wie kleine Bäche zu reißenden Ungeheuern werden konnten. Viele haben alles verloren, ihre Häuser, ihren gesamten Besitz. Und es werde noch Jahre dauern, bis die Schäden beseitigt seien, so der Bundespräsident. Er danke allen Helfern, die aus der gesamten Bundesrepublik gekommen seien. Respekt verdiene auch die Leistung der Verwaltungen, die im vergangenen Jahr eine enorme Last geschultert hätten.

„Vieles ist getan aber noch mehr bleibt zu tun“, sagte Steinmeier auch in Bezug auf Kritik an der Umsetzungsgeschwindigkeit des Wiederaufbaus. An die Anwesenden appellierte er, nicht nachzulassen, um anderen Menschen zu helfen. Die Frage, was man ein Jahr nach der Flut tun und wie man sich besser schützen könne, sei eine Aufgabe für das gesamte Land. Besserer Schutz alleine reiche nicht aus. Gegenwärtig zeichneten sich die Folgen des Klimawandels durch Dürren in Italien, Waldbränden mit einem landesweiten Notstand in Portugal, schmelzenden Gletschern in den Alpen und ersten verheerenden Bränden in Ostdeutschland ab. „Als Bundespräsident weiß ich: Wir sind ein solidarisches Land und wie stehen zusammen, wenn es darauf ankommt.“

(Oliver Geschwind, Geschäftsführer KFV)

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